Das Erzählcafe in Berlin-Hellersdorf
Der Ort ist das Quartiersmanagement Kastanienboulevard Hellersdorf, Stollberger Straße 33. Ich danke dem QM für diese Kooperation! Das Erzählcafe findet immer am ersten Dienstag im Monat von 14.30 – 17.30 Uhr statt.
Im Jahr 2023 habe ich mich aus dem Erzählcafe verabschiedet. Ich danke allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für diese schöne gemeinsame Zeit. Wir haben viele Themen aus Politik und Gesellschaft besprochen und uns dabei gegenseitig zugehört. Aus meiner Sicht ist es eine große Leistung, ganz unterschiedliche Positionen mit Respekt auszutauschen. Das Erzählcafe läuft weiter, wie immer einmal im Monat.
Erzählcafe im Jahr 2022
Im Jahr 2022 begann der Ukrainekrieg und damit hatten wir genug Gesprächsstoff. Die Geschichte des Landes als unabhängiger Staat und die als Teil der Sowjetunion waren unsere Themen. Michail Gorbatschow hatte die Staaten der UdSSR 1991 in die Unabhängigkeit entlassen und 1989 bei der friedlichen Revolution der DDR keine Waffen eingesetzt. Darüber sind wir alle zutiefst dankbar. Aber mit dem Beginn dieses Krieges änderte sich die Welt und mit allen diesen Hintergründen, die zu diesem Krieg geführt haben, wollten wir uns auseinander setzen. Dazu gehört die Person Michail Gorbatschow, der in Deutschland hohe Anerkennung genießt, die Journalistin Gabriele Krone-Schmalz und ihrem Bekenntnis zur Fehleinschätzung des russischen Regierungschefs Putin bezüglich des Krieges. Eine der Teilnehmerinnen sagte: man muss sich mit diesem Krieg beschäftigen, es ist zu wichtig für uns alle!
Die meiner Ansicht nach wichtigste Entwicklung bei den TeilnehmerInnen des Erzählcafes war der Austausch unterschiedlicher Sichtweisen. Jede Meinung sollte gesagt werden können und möglichst nicht bewertet werden.
Das Erzählcafe in Berlin-Hellersdorf besteht seit Februar 2017. Es ist ist ein lebendiger Ort zum Erzählen und zum Zuhören. Im Laufe der Zeit ist im Erzählcafe eine Art kollektiven Gedächtnisses entstanden, aus dem wir immer wieder schöpfen können. Manchmal ist das Erzählen eine Art von aktueller Lebensbewältigung und ich glaube es entsteht dabei ein Stück persönliche Sicherheit. Wer dazu kommt, kann zuhören oder sich einbringen.
Geburtstag am 1. Februar 2022
Es war ein besonderes Jahr, das in den sozialen Beziehungen Spuren hinterlassen hat. Die Pandemie beschäftigte uns. In der Zwischenzeit von zwei Erzählcafeterminen halten wir Kontakt untereinander. Inzwischen gibt es einen harten Kern von 8-10 Personen, die immer ins Erzählcafe kommen. Alle Beteiligten sind Menschen mit viel Lebenserfahrungen, also ältere Menschen. Für Alleinlebende hat sich das Treffen zu einem wichtigen Termin entwickelt. Die Themen des Alltags bestimmen die Gespräche- die Filme „Die Kinder von Golzow“ haben wir hinter uns gelassen.
Ein Schwerpunkt in diesem Jahr 2021 war die Situation der Frauen in der ehemaligen DDR im Vergleich zur Situation der Frauen in der BRD. Die Frauen in der DDR waren gleichberechtigt, haben gearbeitet und waren damit ein wichtiger Teil beim Aufbau des Staates. Schulen und Kindergärten waren darauf eingestellt, dass beide Elternteile berufstätig waren. In der BRD hingegen gab es zu der Zeit ein Bild der Idealfamilie: der Ehemann verdiente das Geld für die Familie und die Ehefrau und Mutter sorgte für die Kinder, sie arbeitete meistens nicht. Politische Themen im Westen waren der Kampf um den $ 218, die Notstandsgesetze und das Attentat auf Rudi Dutschke in Berlin. Bei der Beschäftigung mit dem Vergleich der beiden Systeme zeigte sich, dass sie nicht vergleichbar sind. Die Situation der Frauen in der DDR war denen der Männer rechtlich gleichgestellt. Sie hatten damit die Möglichkeit für eine völlig andere persönliche Entwicklung. Wegen dieser Unterschiede haben wir noch immer viele Fragen an uns gegenseitig. Es bleibt interessant! Dezember 2021
Wie geht es nun weiter? Wir werden uns weiterhin treffen, solange es erlaubt und sicher ist.
Die Coronakrise erlaubt momentan keine persönlichen Kontakte in Gruppen, das Telefonieren ist kein wirklicher Ersatz, muß jetzt aber genügen. Gerade nach dem Ende der Ausgangsbeschränkungen wird es hilfreich sein, über die schwierige Zeit zu sprechen. Wir freuen uns auf den Austausch „danach“!
Auch während des Logdown sind wir miteinander im Kontakt geblieben. Als es erlaubt war, sich mit Abstand draußen zu treffen, haben wir das gemacht und das Wiedersehen war eine große Freude! Die Filmsequenzen aus der Serie „Die Kinder von Golzow“ wurden von Themen aus dem Alltag oder daraus, was uns gerade bewegt, genommen. Interessierte Personen sind herzlich eingeladen dazu zu kommen!
Am 5.11. 2019 war Simone Gaul im Erzählcafe zu gast. Sie ist die Filmemacherin von: „Die neuen Kinder von Golzow“. Zwei Geflüchtetenfamilien sind in das Dorf Golzow gekommen und sichern mit ihren Kindern den Bestand der Schule. Das war die Initiative des Bürgermeisters. Der Film zeigt das Ankommen einer der Familien und die Reaktionen der Bevölkerung darauf. Inzwischen ist die Familie integriert. Vielleicht kann die Geschichte der Kinder von Golzow weiter gehen…
Petra Pau war zu Besuch im Erzählcafe
Bei jedem Erzählcafe ist eine Filmsequenz aus der Serie „Die Kinder von Golzow“ zu sehen. Diese Serie ist die längste Dokumentation der Filmgeschichte überhaupt. Sie zeigt die individuellen Lebensgeschichten von Personen aus dem Dorf Golzow im Oderbruch und gibt außerdem einen Einblick in das Leben in der Zeit ab 1961 in der DDR bis nach der Wiedervereinigung 2007. Durch das Erzählen entsteht ein Einblick in die Zeit nach 1945 im deutschsprachigen Raum. Die Filme zeigen das Leben der Menschen auf dem Lande und deren persönliche Lebensumstände über diesen langen Zeitraum. Daraus entstehen die Gesprächsthemen im Erzählcafe.
Idee, Konzept und Leitung des Erzählcafes: Anne Haedke
Hellersdorfer Picknickdecken
Hellersdorfer Picknickdecken war ein Kunst-Kommunikationsprojekt.
Im September 2015 habe ich gemeinsam mit der Bildenden Künstlerin Renate U. Schürmeyer im Boulevard Kastanienallee von Berlin-Hellersdorf eine Nähstube eingerichtet. In den Wochen davor hatten wir in der Umgebung viel Werbung gemacht und die Nachbarn gebeten, uns Stoffreste zu bringen. Die Unternehmen und Einrichtungen der Umgebung unterstützten uns bei der Werbung. So wurde die Idee der Nähstube in der Umgebung des Kastanienboulevard gut bekannt. Die Idee war, für die Nachbarschaft einen Ort zur Begegnung anzubieten und Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, die sich sonst nicht getroffen hätten. Drei Wochen lang war die Nähstube ein Treffpunkt. Wir wollten wissen, ob die Menschen auf diese Weise erreichbar sind und das Ergebnis war sehr gut!
Es gab viele Gespräche in dieser Zeit und 7 fertiggestellte Picknickdecken.
Die Hellersdorfer Picknickdecken waren ein Symbol der Vielfalt im Bezirk.
Wir wollten nicht für die Menschen arbeiten, sondern mit ihnen. Leider konnten wir das Projekt nicht fortführen, so wie es ursprünglich geplant war.
Das Projekt wurde unterstützt von:
Deutsche Wohnen, WG Wuhletal eG, KJFZ „Haus Aufwind“ der JAO gGmbH,
Ev. Kirchegemeinde Hellersdorf
Idee, Konzept und künstlerische Leitung: Renate U.Schürmeyer, Bildende Künstlerin Nordwest-Mecklenburg
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Anne Haedke, Dipl. Supervisorin Berlin